Schlagwörter
Abloeschen, Fluessigkeiten, Geschmack, Grillen, Maillard, Plancha, Roestaromen
Gegrilltes von der Plancha schmeckt. Eigentlich immer. Aber besser geht auch immer, und deshalb hier ein Geheimtipp, der geheim ja nicht ist, sondern einfach logisch. Wir fragen das auch in unseren Plancha-Kursen stets gerne: Wo liegt der Geschmack?
Wir stecken ja mitten in der Kurssaison (der naechste uebrigens bei BOS Food, Meerbusch) und deswegen sind die Erfahrungen unserer Teilnehmer noch frisch im Gedächtnis, vor allem das Staunen bei dem, was nach vergleichsweise wenigen Handgriffen von der Plancha gezaubert wird. Hier meine ich jetzt die Plancha nach Definition – die mit dem Flüssigkeitsauffangbehälter, die das Ablöschen mit Liquidem erlaubt. Denn was man sich damit zu Nutze machen kann, ist der Thermoschock; unser Freund nicht nur zur superleichten Reinigung, sondern eben auch, um leckere Röstaromen von der Platte aufs Grillgut zu katapultieren.
Wir zeigen das gerne mit einem Steak (von dem Chris natürlich immer behauptet, es sei das Weltbeste, klar ;-). Steaks machten wir anfangs nie, denn die werden ja auch auf dem Grill gut und natürlich lassen sich Steaks auch auf der Plancha machen, wozu zeigen. Aber so natürlich war das dann doch nicht, und deswegen sind sie jetzt drin im Kurs, aber damit es nicht langweilig wird mit dem gewissen Plancha-Extra: s’Sößle, und dabei ist ganz wichtig, dass wir wissen, wo der Geschmack liegt.
Schritt für Schritt heißt das: Wir legen das Fleisch auf, links, rechts, wenn schön angeröstet ist, kommt es von der Platte (auf einen Teller, der die Fleischsäfte sauber auffängt), und während das Fleisch sich da so schön in Ruhe entspannt, nutzen wir die Menge Röstaromen, die sich unter dem Fleisch ja gebildet hatten. Wie? Na mit einer Variation von dem, was wir gerne mögen: Soßiges und dazu zählt auch Ketchup, denn kulturell tunken wir nun mal gerne.
Dazu zerlege ich wieder in Bestandteile, mache ich ja gerne: Ketchup so wie Chutneys sind Obst mit etwas Süßem dazu plus Saures. Jaja, die Tomate ist ein Obst, wobei, Gemüse geht ja auch, hat aber in der Regel einen geringeren Wassergehalt, was sich kompensieren lässt, aber darum geht es jetzt nicht: Es geht darum, dass wir Geschmack erzeugen wollen. Nicht künstlich, ohne Beigabe von „E’s“, sondern einfach durchs Mitdenken. Da lag nun also das Steak, Maillard hat sein Werk vollbracht, nun gewürfeltes Obst darauf UND ZWAR GENAU AUF DIE STEAK-STELLE, ich liebe Zwiebel und Knoblauch, den also auch dazu, eifrig hin und her schieben, dann ein Tässle Zucker darauf (oder probiert mal Honig), die Fleischsäfte vom Teller drüber, schön in Bewegung halten, verbrennt sonst ganz fix, und dann das Finale: Einen Schuss Flüssiges darüber. Wein, Essig, Balsamico, völlig egal, hat ja alles Säure und wieviel Säure euer Sößle verträgt, hängt auch vom Säuregehalt im Obst ab, klar.

Ich habe dieses Jahr einen Favorit: Mispeln oder „nespole“ wie sie hier heissen. Sehen ja unspektakulär bis hässlich aus, oder anders formuliert: Wenig inspirierend. Ich kann mich nicht erinnern, nespole schon mal gegessen zu haben, aber als es im Februar ums typisch- was_hier_wächst-Bäumepflanzen ging, war ein Mispelbaum mit auf der Liste bzw. ehe ich mich wehren konnte, bereits bei mir im Garten eingepflanzt, als Frau werde ich hier in Sizilien bei sowas nicht ernsthaft gefragt, zumal 4,50 Euro, da wollte ich nicht meckern. Als cugina Antonella mir vor 5 Wochen eine Tüte voll mit gab, war Probierzeit und Uhaaaa! Was für eine Entdeckung! Säuerlich, MEGA-LECKER, und da meine ich auf Himbeer-Niveau! Seither kommen Mispeln überall zum Zuge, auch wenn noch nicht die eigenen, das dauert wohl noch ein paar Jahre, aber ein Mispel-Chutney gab es schon a la plancha – vom allerfeinsten!

Aber ich war abgeschweift, wo liegt der Geschmack das Thema: Wer sich etwas konzentriert, sich kurz überlegt, wann er was wohin legt und zu welchem Zeitpunkt abloescht, damit die Geschmacksstoffe, die Röstaromen, eben ins Essen springen und nicht daneben, dann sind auch Sößle kein Hexenwerk mehr, sondern gehen leicht von der Hand. Gut, zugegeben, vielleicht nicht beim ersten Mal, aber das muss ja nicht in breiter Öffentlichkeit von statten gehen. Übt erstmal diskret, die bereitstehenden Teller und Zutaten nicht vergessen, bequemes Schuhwerk und los geht’s!
Bevor ich das Zusammenführen des Gerichts wieder vergesse: Das Sößle ist also gemacht, runter nehmen, je nach Zuckergehalt bloß nicht aufs gute Porzellan, dann das Steak regenerieren (wozu meine Oma noch aufwärmen sagte), d.h. zurück auf die Plancha, bei 300 Grad ist das ja Ruckzuck wieder heiß. Und bei wem nun das Sößle wieder kalt ist (was ja völlig schnurz ist, denn Ketchup ist’s ja auch), kann davon ein paar Löffel auf das auf der Plancha liegende Steak geben, noch einen Flocken Gorgonzola darauf, kurz wenden, und schwups auf den Teller – nun sollte selbst bei kühlen Winterabenden alles wieder schön heiß sein. Achja, ich meine Sommer, denn der hat sich nun endlich ja auch bis zum Wettergott herumgesprochen…
Eure,
Mona Leone, Plancha-Botschafterin
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